Das Hotel „Blauer Engel“ wird zum 1.April d. Js. eingehen. Die Niederlausitzer Bank, A.G., Zweigniederlassung Guben, hat vom genannten Zeitpunkte ab das Hotelgrundstück von dem Eigentümer, Herrn Fritz Wolff auf einen längeren Zeitraum gepachtet und wird die Räume beziehen. In den Keller wird eine große, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Stahlkammer eingebaut. Im Erdgeschoß und zum Teil auch im 1. Stockwerk werden Geschäftsräume der Bank untergebracht, die übrigen Räume zu Wohnungen hergerichtet. Mancher alteingesessene Gubener wird das Eingehen dieses altrenommierten Hotels, das annähernd hundert Jahre im Besitze der Familie Wolff ist und ein Stück Gubener Geschichte repräsentiert, bedauern. Im Jahre 1817 ist der Gasthof von dem Fleischermeister Heinrich Erdman Kalisch käuflich übernommen worden, dessen Tochter Auguste Amalie sich 1830 mit dem Kaufmann Carl August Wolff verheiratete, welcher schon 1844 starb. Die vielen Gubener Bürgern später als „alte Engelwolffen“ bekannte Wirtin hat den Gasthof als Witwe fortgeführt, 1862 ihrem Sohn Carl Gustav, dem Vater des jetzigen Besitzers übergeben. Dieser hat den einen Teil des Gasthofes umgebaut und starb Weihnachten 1895. Am 1. April 1891 übernahm der derzeitige Wirt, Herr Fritz Wolff das Haus von seiner Mutter und baute das Hotel zu seiner jetzigen Gestalt aus. Nach genau 30jähriger Tätigkeit geht jetzt die in den weitesten kaufmännischen Kreisen bekannte Gaststätte ein, weil die zwei noch lebenden Söhne des jetzigen Besitzers einen anderen Beruf ergriffen haben. Vier Generationen hindurch ist das Hotel im Besitz der Familie Wolff gewesen. Wie wir hören, beabsichtigt Herr Wolff sich nicht ganz in das Privatleben zurückzuziehen, sondern will in seinem Hause, und zwar an der nach der Königsstraße zu belegenen Räumen, eine Weinstube mit Weinhandel betreiben, sodaß alte und neue Stammgäste immer noch eine anheimelnde Stätte finden, wo es einen „guten Tropfen“ gibt.