10. Juni 1909

Prinz Heinrich-Fahrt. Guben stand heute im Zeichen der Automobile. Schon seit Wochen sah man täglich Automobile durch die Stadt fahren, die wahrscheinlich die Rennstrecke hinter dem Heidekrug ausprobten. Dadurch wurde man immer wieder auf die Fahrt hingelenkt. Gestern Nachmittag und in der Nacht traf nach und nach eine größere Menge Automobilisten hier ein, sodaß alle Hotels bis auf den letzten Platz besetzt waren und verschiedene spät ankommende Automobile anderweitig Nachtquartier suchen mußten. Heute früh hörte man schon  vom Morgengrauen an vielfach das Rattern der Motore und das Tuten der Hupen. Auf den Straßen sammelte sich eine zahlreiche Menschenmenge an, die die durchfahrenden Automobile sehen wollte. Geduldig harrten sie viele stundenlang aus. Viele, die über mehr Zeit verfügten, hatten sich zum Start hinaus in die Forst begeben, die Schnelligkeitsfahrt aus nächster Nähe sich anzusehen. In kurzen Zwischenpausen fuhren die Automobile hier durch, viele unter ihnen, die außer Konkurrenz fuhren. Als ein Auto in der Bahnhofsstraße vor Herrn Dr. Moderow hielt und ein Insasse mit dem Arm in der Binde zu dem Arzt geführt wurde, verbreitete sich das Gerücht von einem schweren Unfall. Es sah aber nicht ganz so schlimm aus. In einem Dorfe vor Guben, vermutlich Pinnow, war das Auto gegen die Schwelle eines Hauses angefahren und durch den Ruck war Herr Komnick hinausgeschleudert worden und hatte sich den Arm verrenkt… Prinz Heinrich fuhr ebenfalls hier durch, er dürfte aber wohl nur von wenigen erkannt worden sein…