11. September 1920

Ueber den Pflaumendiebstahl auf dem Steinsdorfer Gebiet, bei dem in der Nacht zum 1. Sept. einer Frau von dem Wächter eine Schußverletzung beigebracht wurde, erhalten wir noch eine andere Darstellung, nach der es sich doch nicht nur um Mitnahme einiger Hände voll Pflaumen handelt, sondern um einen planmäßigen Pflaumendiebstahl. Der Gastwirt R. hielt in der fraglichen Nacht Wache. Zwischen 12 und 1 Uhr nachts hörte er entferntes Rascheln im Laub. Er ging dann weiter, kehrte aber noch einmal zurück und sah einige Gestalten, die er anrief, die aber davonliefen. Er gab daraufhin 2 Schreckschüsse ab. Als er näher heran kam, nahm er an, daß es drei Männer waren, von denen er nicht wußte, ob sie ihn, da er allein war, nicht überfallen werden. Daher gab er noch zwei Schreckschüsse ab und ging dann zurück, um sich Hilfe aus Steinsdorf zu holen. Mit dem Gemeindevorsteher kam er an die fragliche Stelle, wo sie drei Körbe und drei Säcke mit zusammen etwa 4 Ztr. Pflaumen fanden. Der Gemeindevorsteher begab sich nochmals ins Dorf zurück, um weitere Hilfe zu holen. Während dieser Zeit kam ein Mann auf R. zu, der nun nochmals schoß und dabei die Frau getroffen haben muß. Der Mann kam dann nicht an die Körbe heran. Während dessen kam der Gemeindevorsteher mit drei Mann von zwei verschiedenen Richtungen heran. Sie hatten unterwegs eine Frau getroffen, die vorgab, vom „Pflaumenpellen“ zu kommen und zunächst hartnäckig leugnete, von dem Diebstahl etwas zu wissen. Schließlich gab sie aber zu, mitbeteiligt zu sein. Die Körbe und Säcke wurden dann ins Dorf gebracht.- Soweit die Darstellung von beteiligter Seite: im übrigen wird der Fall ja weiter untersucht werden und hoffentlich abschreckend auf diejenigen wirken, die unter dem Deckmantel der Nacht das Obst von den Bäumen gleich zentnerweise stehlen. Die Wächter müssen sich zu schützen suchen, da meist die Diebe auch bewaffnet sind.