Eine eindringliche Bitte sei hiermit an alle Mitbürger in Stadt und Land gerichtet. Es handelt sich um das unverständliche Festhalten der Zahlungsmittel. Die in letzter Zeit vielerorts aufgetretene Zahlungsmittelnot, die schwere Unruhe in die Bevölkerung getragen hat, findet ihre hauptsächlichste Ursache darin, daß leider weite Kreise der Bevölkerung Zahlungsmittel aufspeichern, ohne durch wirtschaftliches Bedürfnis dazu genötigt zu sein. Sie handeln damit im allgemeinen Interesse schädigend und im eignen Interesse töricht! Denn während diese Gelder durch Hinterlegung bei Banken, Bankgeschäften, Sparkassen oder Genossenschaften Zinsen bringen und gegen Diebstahl oder sonstige Schädigungen geschützt sind, liegen die Gelder im Haus nicht nur zinslos da, sondern sie können auch gestohlen werden, oder sonstwie verloren gehen. Es scheinen manche Kreise von der Furcht befangen zu sein, daß der Staat eines Tages dazu schreiten könnte, die Guthaben bei den Bankinstituten zu beschlagnahmen. Eine derartige Maßnahme ist völlig ausgeschlossen; im übrigen sollte jeder, der glaubt, daß der Staat zu solch einem Mittel greifen könnte, sich klar machen, daß einfacher als eine Beschlagnahme der Guthaben eine Ungültigkeitserklärung des im Privatbesitz befindlichen Papiergeldes wäre. Aber, wie gesagt, an Derartiges wird nicht gedacht und braucht auch nicht gedacht zu werden, solange jeder seine selbstverständlichen Pflichten als Staatsbürger erfüllt. Kassenscheine und Banknoten sind zinslose Schuldscheine des Reiches und der Reichsbank und sind bestimmt, als Tauschmittel dem Verkehr zu dienen, nicht aber in größeren Beträgen aufbewahrt zu werden. Zur Festlegung von Geldern eignen sich vielmehr die verzinslichen Reichs- und Staatsanleihen, deren Sicherheit der des Papiergeldes in nichts nachsteht. Es ist zu erhoffen, daß diejenigen, welche jetzt in kopfloser Sorge oder aus Torheit Geld aufspeichern, oder ohne Not Guthaben abheben, bald zur Besonnenheit zurückkehren im eigenen, wie im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse.