17. September 1913

Ein schweres Gewitter entlud sich gestern gegen Mitternacht über unserer Stadt. Nach einem drückend warmen Abend bedeckte sich der Himmel mit schwarzen Wolkenmassen. Bald nach 11 Uhr abends entlud sich das Gewitter mit furchtbarer Gewalt. Es schienen zwei Gewitter zu sein, das eine in östlicher, das andere in westlicher Richtung, die über dem Anger in der Werdervorstadt zusammenstießen. Zeitweise war das Firmament ein großes Flammenmeer. Unaufhörlich fuhren die Blitze in scharfem Zickzack hernieder und lösten krachende Donnerschläge aus. Leider wurde durch Blitzschlag mancherlei Schaden verursacht. Gleich zu Beginn des Gewitters fuhr der Blitz in das Grundstück des Gärtnereibesitzers Weber, jedoch ohne zu zünden. Wie die hinterlassenen Spuren ergaben, fuhr der Blitz in schräger Richtung durch die Giebelwand in den Bodenraum, durchschlug die Decke nach der Gehilfenstube, ohne die im Bett liegenden Leute zu verletzen, durchfuhr dann das erste Stockwerk, wobei die im Zimmer stehende Tischler-Ehefrau Gronau an der linken Seite vom Blitz berührt und an Hals, Schulter und Fuß verletzt wurde. Der Blitz durchschlug dann weiter die Decke zu der Weberschen Wohnung im Erdgeschoß, wo er den Verputz losriß und fuhr dann an der Gasleitung entlang in die Erde.

Die Imker klagen  über außergewöhnlich schlechte Honigerträge. Auf manchen Bienenständen ist die Ernte gleich Null. Die Bienenvölker müssen ausnahmslos stark aufgefüttert  werden, sollen sie den Winter gut überstehen. Ohne Zweifel hat die Beschädigung der Blütenknospe durch die starken Spätfröste auf die Nektarentwicklung einen großen Einfluß ausgeübt. Hierdurch ist auch wohl das Massensterben der Bienen im Frühjahr zu erklären. Dieses wird in Fachkreisen auf die nicht normale Blütennahrung zurückgeführt. Auch die Vermehrung der Bienenvölker war in diesem Jahre ganz gering. Sie wurde auch der schlechten Trachtverhältnisse wegen von den Züchtern ungern gesehen. Wieder müssen sich die Bienenväter auf bessere Erträge im nächsten Jahre vertrösten.