Das Weihnachtswetter im
Sprichwort
Das
Weihnachtsfest ist im Volksglauben mit einem so magischen Schimmer umgeben, daß
es nur natürlich erscheint, wenn man ihm auch für die Gestaltung des Wetters
eine wichtige Bedeutung zuschreibt. Da es überhaupt eine des zunehmenden Lichtes
ist, so konstatiert man mit Genugtuung, daß nun wieder die Zeit der wachsenden
Sonne beginnt. Das Fest der heiligen Lucia (18. Dezember) gilt im Volksmund für
den kürzesten Tag: „Sankt Lucen, macht den Tag stutzen.“ Von St. Lucia bis
Weihnachten nimmt der Tag nur „um einen Hahnenschritt“ zu. „An Weihnachten um
einen Eselsprung, zu Neujahr um den Schritt eines Gerichtsdieners, und an den
Königen wird man’s gewahr“, sagen die Nordfranzosen. Ueberall behauptet
man, daß Frost und Schnee vor Weihnachten nicht viel schaden können: „Bis
Weihnachten kann Kälte wenig tun; aber nach Weihnachten verfolgt dich Kälte,
Hunger und Schnee.“ Deshalb wünscht man sich weiße Weihnachten, weil dann schon
das schlimmste der Winterzeit vorüber ist. Nichts Unerwünschteres kennt das
Sprichwort als warme grüne Weihnachten: „Ist das Wetter um Weihnacht gelinde,
dann dauert die Kälte bis ins Frühjahr hinein.“ „Winterts vor Weihnachten nicht,
so winterts danach.“ Ostern bringt dann Kälte und Elend, wie das allbekannte
Wort sagt: „Grüne Weihnachten, weiße Ostern.“ Unzählig sind die Varianten dieser
Wetterregel: „Zu Weihnachten Sonne, zu Ostern Kohlen.“- „ Zu
Weihnachten beim Spiel, zu Ostern am Feuer.“- „Weihnachten in der Sonne,
Palmsonntag beim Feuerbrand.“- „Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee.“- „ Wenn
man zu Weihnachten die Mücken sieht, sieht man zu Ostern die Eisschollen, “
heißt’s in Frankreich. Die Serben warnen: „ An warmer Weihnacht und am
Weihnachtsbrot des Freundes (d.h. wenn man kein eigenes zu backen imstande
ist darf man sich nicht freuen,“ und sie setzen hinzu: „Lieber Weihnacht mit der
Pest, als mit dem Südwind.“ Auch feuchte Weihnachten sind sehr gefürchtet:
„Ist’s um Weihnachten feucht und naß, so gibt’s leere Speicher und
Faß.“ Helles Weihnachtswetter gilt allenthalben als ein günstiges
Vorzeichen für die Ernte des nächsten Jahres. „Ist die Christnacht hell und
klar, folgt ein höchst gesegnetes Jahr.“ – „Weihnachten klar, gutes Weinjahr.“ –
„ Lichte Metten, dunkle Heustädel“, heißt’s in Tirol, und ebenso anderwärts:
„Helle Weihnacht, dunkle Scheuer, dunkle Weihnacht, helle Scheuer.“ Wenn die
Christnacht sternenreich ist, legen die Hühner reichlich und das junge
Vieh gedeiht gut. „Ist die Christnacht vor Mitternacht trübe, so gedeiht
das vor der Christnacht geborene Vieh nicht; ist sie nach Mitternacht hell,
gedeiht das nach dem Christtag geborene“ und umgekehrt. Dagegen soll Schnee in
der Christnacht besonders gut für das Gedeihen des Hafers sein