Die bevorstehende Volkszählung.
Der Unterrichtsminister hat in einem jetzt erschienen Erlaß die Lehrerschaft zu einer regen Beteiligung als freiwillige Zähler bei der am 1.Dezember stattfindenden Volkszählung aufgefordert. „Ich vertraue“, sagte der Minister, „daß Oberlehrer und Oberlehrerinnen, Lehrer und Lehrerinnen das Ehrenamt eines Zählers gern freiwillig übernehmen und gewissenhaft ausführen, wenn nicht ein zwingender Grund ihre Mitwirkung durchaus unmöglich macht. Auch die freiwillige Beteiligung geeigneter älterer Schüler der höheren Lehr- und der Lehrerbildungsanstalten unter Aufsicht ihrer Lehrer soll gefördert werden. Die Schüler sollen von den Schulen über ihre Aufgabe unterrichtet werden. An den Volks- und Mittelschulen soll deshalb der Unterricht in der Regel am 1.Dezember nachmittags, am 2.Dezember ganz ausfallen. Ausgenommen bleiben Schulen oder Klassen, deren Lehrkräfte an der Zählung nicht beteiligt sind.“
Das 75jährige Bestehen der Liedertafel wurde gestern abend, wie schon erwähnt, im engsten Kreise der Mitglieder durch einen stillen Umtrunk gefeiert. Die dem Ernst der Zeit entsprechende schlichte Zusammenkunft wurde mit dem gemeinsamem Gesang: „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ eingeleitet, worauf der Vorsitzende, Herr Fabrikbesitzer Rudolf Trebsch, eine kurze Ansprache hielt, in der er darauf hinwies, daß der Tag des 75. Geburtstages der Liedertafel besonders geeignet sei, sich die Hände zu reichen und dem Verein aufs Neue die Treue zu geloben. Dieser Ehrentag schwebte allen Mitgliedern als ein Festtag von besonderer Bedeutung vor, an dem sich weite Kreise beteiligen sollten; er muß nun aber im engsten Kreise verlebt werden. Bei Ausbruch des Weltkrieges hatte auch die Liedertafel nicht geahnt, zu welch ungeheurer Gewalt der Krieg anwachsen, wie tief er in das Vereinsleben eingreifen und wie weit er die Familien treffen würde. Ist auch die Liedertafel nur durch eine kleine Zahl von Mitgliedern direkt durch den Krieg betroffen worden, so kann doch eine echte Sangesfreudigkeit nicht aufkommen. So Gott will, soll daher die Feier des 75jährigen Bestehens nach dem Kriege stattfinden. Fest und unerschütterlich hat die Liedertafel in den verlaufenen 75 Jahren an ihrem Fahnenspruch: „Harmonie in Lied und Leben“ festgehalten, sie ist damit über alle Wechselfälle der Zeiten hinweggekommen und groß geworden. Sie hat sich stets zur Aufgabe gemacht, die herrliche Gabe des Gesanges zu pflegen, durch sie zu bilden und zu veredeln, sowie Frohsinn und Gemütlichkeit in das Erdenleben hineinzutragen. Mit einem Hoch auf den Jubelverein schloß die Ansprache. Nach kurzem Austausch froher Erinnerungen aus den früheren Vereinstagen nahmen Herr Lehrer Baehr, der frühere langjährige Vorsitzende und jetziges Ehrenmitglied, sowie der Leiter des Männerchores, Herr Kgl. Musikdirektor Zierau, das Wort, um auch ihrerseits in den Schönheiten vergangener Zeiten zu schwelgen und zu wünschen, daß ein baldiger ehrenvoller Friede wieder zur Erstarkung des Vereinslebens beitragen möchte. Herr Lehrer Otto Richter gedachte der musikalischen Arbeit des Vereins unter der Leitung des Herr Zierau. Mehrere Chorlieder, Einzelvorträge ernsten und heiteren Charakters verschönten noch den Verlauf des Abends, der durch seine schlichte Art allen Teilnehmern, besonders den erschienen Feldgrauen, in Erinnerung bleiben wird.