1. Oktober 1909

Feuer. Heute früh, unmittelbar nachdem es 6 Uhr geschlagen hatte, ertönte die Feuerglocke. Da seit Einführung des elektrischen Feuermeldesystems nur noch bei Fabrikbränden gestürmt wird, entstand eine gewisse Erregung in der Stadt, die sich noch vermehrte, als bekannt wurde, daß das Feuer im Winkel, in der Abteilung Berthold Lißner der Berlin-Gubener Hutfabrik ausgebrochen sei. Die Besorgnis, daß das große Fabriketablissement mit seinen zahlreichen Baulichkeiten niederbrennen könne, erwies sich jedoch glücklicher Weise als unbegründet. Der Brand war in kurzer Zeit überwältigt, die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Feuers, soweit eine solche überhaupt bestanden hatte, beseitigt. Im Kesselhaus ist eine Aushilfe-Trockenstube eingebaut, in der sich ein Posten halbfertiger Hüte befand; in dieser Trockenstube war das Feuer aus bisher unbekannten Ursachen entstanden. Als der Kesselheizer früh ½ 6 Uhr zur Anfeuerung des Kessels schreiten wollte, bemerkte er das Feuer. Leider scheint in der Feuermeldung doch nicht alles zu klappen, denn vergeblich wurde versucht, telephonisch das Feuer zu melden, ein Bote musste schließlich zur Wache eilen, worauf gestürmt wurde. Darüber war natürlich einige Zeit vergangen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle, leider war irgendwas an der Spritze in Unordnung geraten, sie versagte; dem konnte jedoch dadurch abgeholfen werden, daß die eigenen Schläuche der Fabrik an Hydranten angeschraubt wurden, worauf die Wehr in kurzer Zeit des Feuers Herr war. Der Dachstuhl des Kesselhauses ist total zerstört, der Inhalt der Trockenstube ist ausgebrannt. Der gesamte Schaden ist jedoch nicht bedeutend. Der Betrieb der Fabrik ist nicht gestört.