23. Juli 1913

Der Herbst im Sommer. Schon bei unserm gestrigen Bericht über die Hundstage, brachten wir zum Ausdruck, daß sich eine herbstliche Witterung empfindlich bemerkbar macht. Es wird nun berichtet, daß die augenblickliche Luftdruckverteilung die ungünstigste Witterung hervorruft, die in Deutschland während der Sommermonate überhaupt vorkommen kann. Wir befinden uns seit längerer Zeit im Südwesten der Depression; auf ihrer anderen Seite, im Nordosten, herrscht andauernd schönes und selbst heißes Wetter: Haparanda meldet seit mehreren Tagen Morgentemperaturen, die zu den höchsten von ganz Europa gehören, und auf der gestrigen Wetterkarte war in der Tat Haparanda neben Florenz der wärmste Ort des ganzen Erdteils! Auch am Weißen Meer und jenseits des Polarkreises herrscht sehr warmes, herrliches Sommerwetter -  in Deutschland aber ist es herbstlich kalt. Eine kleine Besserung wird ja wohl bald erfolgen, aber eine durchgreifende Aenderung des Wetters ist in nächster Zeit nicht wahrscheinlich, denn die Luftdruckverteilung weist seit längerer Zeit eine gewisse Beständigkeit auf, die wohl fürs erste große Umwälzungen kaum erwarten läßt.