Eines gesunden Schlafes erfreute sich ein hiesiger Bürger, der gestern nachmittag zur Stadtverordneten-Versammlung als Zuhörer erschienen war. Die lange Erörterung über die Regulierung des Kastaniengrabens wirkte auf diesen Zuhörer derart ermattend, daß er unversehens in Morpheus Armen entschlummerte. Inzwischen ging der Kampf der Meinungen über den Ausbau des Kastaniengrabens, insbesondere darüber, ob Pflasterung oder Chaussierung, ob Mosaikpflaster oder Bordschwellen, in hohen Tönen weiter. Über 15 allein schon durch ihr Alter geheiligte Alleebäume wurde das Todesurteil gesprochen und der stille Mann auf der Zuhörerbank schlief den Schlaf des Gerechten, der seine Hände in Unschuld wäscht, weiter. Ein viertel Dutzend Regulative und Gebührenordnungen wurden angenommen, Gelder aus der Bürger Tasche bewilligt, den Forstbeamten die Leviten gelesen, weil sie die beerensuchende Jugend (wohl so ganz unschuldigerweise doch nicht!) inkommodieren und gerade war man dabei, sich über die respektabeln Überschüsse der Städtischen Lichtwerke zu freuen, als aus der Ecke, die Stimme des Referenten übertönend, ein Geräusch hörbar wurde, als ob eine Sägemühle in Gang gesetzt worden wäre. Ein Mann der „öffentlichen Meinung“, dem sehr viel daran gelegen war, die über den Etatsanschlag hinausgehenden Überschüsse ziffernmäßig festzuhalten, ging dem sonderbaren Geräusch nach, kam auch zu dem Fremden in der Ecke, stellte mit diesem, unter der Heiterkeit des versammelten Kollegii, energische Wiederbelebungsversuche an, die schließlich auch von Erfolg gekrönt waren. Mit glücklichem Lächeln schlug dieser die Augen auf – er hatte im Stadtratssaal geträumt – geträumt von baldiger Steuerermäßigung!