Stadttheater in Guben
„Alt – Heidelberg“, Schauspiel von W.Meyer-Förster.
Die Neueinstudierung von „Alt – Heidelberg“ erzielte gestern auch in Guben, gleichwie tags zuvor in Frankfurt a.O., ein ausverkauftes Haus. Das Stück übt durch sein Milieu wie seine Handlung, durch seine Vorzüge wie seine Fehler, durch seine warmherzige Empfindung wie seine leise Sentimentalität, bei guter Darstellung stets seine Wirkung aus. Und die gestrige Darstellung war in allen Hauptrollen eine vorzügliche. Auch die Regie (Johann Seedorf) ließ es an nichts fehlen; sie stattete das Stück, vom Standpunkte einer Provinzbühne aus besehen, geradezu glänzend aus, arbeitete auch die prächtigen Studentenszenen stimmungsvoll heraus. Martin Westphal brachte als Karl Heinz die anfängliche Gebundenheit, dann die tolle Ausgelassenheit und später die trostlose Vereinsamung dieses bedauernswerten Prinzen glaubhaft zur Geltung. Schade, daß er sich dem ihn zurückrufenden Staatsminister von Haugk gegenüber in der Titulatur wiederholt versprach! – Charlotte Suckow war eine herzige Käthie: lieb und innig war ihr Spiel. ihre ganze Persönlichkeit erfüllt von Munterheit und Maienfrische. - Viktor Bergen verkörperte den Dr. Jüttner sehr amüsant, während Kurt Barré den Kammerdiener Lutz prächtig zeichnete. Johann Seedorf stellte einen flotten Chargierten dar, der sich aufs „Füchse keilen“ augenscheinlich gut verstand. Konstantin Jarocki schuf in dem Kellermann eine famose Figur ; auch die übrigen Rollen lagen in guten Händen. Der Prospekt mit dem „Heidelberger Schloß“ und der im Mondschein erglänzenden Neckarlandschaft wurde gebührend bewundert. Das Publikum zeigte sich in bester Laune und war sehr beifallsfreudig.