26. November 1916

Die Einführung einer Einheitswurst, die von der Stadt Guben in Erwägung gezogen ist, gab der hiesigen Freien Fleischer- Innung, die aufgefordert worden ist, sich zu dieser Angelegenheit zu äußern, Veranlassung, zu gestern abend eine Versammlung in das Gesellschaftshaus einzuberufen, zu der nicht nur die Innungsmitglieder, sondern auch die Frauen, die ihre im Felde stehenden Männer vertreten, und die der Innung nicht angehörenden Fleischerei- Inhaber eingeladen waren. Ferner waren auch Herren des städtischen Lebensmittel-Ausschusses, Herr Schlachthofdirektor Burggraf sowie eine Anzahl Stadtverordnete der Einladung gefolgt. Der Obermeister der Innung, Herr Paul Hefter, entbot allen Teilnehmern zunächst einen deutschen Handwerkergruß und hieß die anwesenden Gäste willkommen. Dann bemerkte er, daß er in der ernsten Zeit den Vertretern des Fleischerhandwerks zunächst warm ans Herz legen möchte, stets das Allgemeinwohl, das Wohl der gesamten Bürgerschaft Gubens, und nicht die eignen Interessen im Auge zu haben. Hiernach gab der Vorsitzende ein Schreiben des Magistrats bekannt, mit dem die Absicht geäußert wird, eine Einheitswurst unter Aufsicht der Stadt nach dem Muster der Stadt Berlin herstellen und durch die Schlächtereibetriebe verkaufen zu lassen.

Die Innung werde dazu um eine gutachterliche Aeußerung gebeten. Bevor der Vorsitzende das Schreiben zur Erörterung stellte, gab er in längeren Ausführungen einen Ueberblick über die Lage des Fleischerhandwerkes in Guben.