28. März 1918

Frost im Frühling. Gestern und heute hat uns der Winter noch einmal sein strenges Regiment fühlen lassen. Gestern zeigte das Thermometer 5 Grad unter Null, die kleinen Wasserpfützen waren gefroren und die Dächer mit einer leichten Schneedecke belegt. Heute zeigte sich noch einmal dasselbe Bild; zwar stand das Thermometer nur auf 3 Grad unter  Null, aber die Schneedecke war etwas dichter. Diese Erscheinungen sind nun keineswegs neu. Fast in jedem Jahre haben wir bemerken können, daß der harte Mann, der kernfeste Winter, seine Herrschaft so leichten Herzens nicht aufgibt. Wenn auch Schneeglöckchen den Frühling schon eingeläutet, Primeln und Krokus ihre Blütenkelche unter den wärmenden Sonnenstrahlen geöffnet haben, so ist immer noch mit einigen kalten Tagen zu rechnen. Lange werden sie ja nicht anhalten und den Einzug des Frühlings verhindern. Wenn erst wieder aus allen Zweigen das frische Grün bricht, dann werden die Verdrießlichkeiten des Winters bald vergessen sein.