3. August 1913

Das große Fischsterben. Aus Ratzdorf geht dem „Kreis-Anz.“ folgender Bericht zu: „Große, aber auch gerechte Empörung herrscht unter den Fischern der hiesigen Gegend. Seitens einiger Gubener Fabriken scheint die Neiße durch Hineinlassen von Fabrikgewässern durch und durch verpestet worden zu sein, denn an den Flußrändern wurden tausende von toten Fischen in ansehnlicher Größe angeschwemmt. Infolge der Hitze verbreiten die toten Fische einen schauderhaften Geruch und es wäre zu wünschen, wenn die Behörde energische Maßregeln gegen die schuldigen Fabriken ergreifen würde. Selbst der Fischsamen dürfte auf Jahre hinaus vernichtet worden sein.“ – Leider ist die Vernichtung der Fische auch im Gubener Bereich in der unteren Neiße beobachtet worden. In Buderose hat man Fische, die noch Lebenszeichen von sich gaben, aus dem Neißewasser herausgenommen und in frisches Wasser gesetzt. Beim Herausnehmen bemerkte man Wollfasern zwischen den Kiemen. Hieraus ist ersichtlich, daß die Fische zum Teil auch erstickt sind. Der Berichterstatter in Ratzdorf erhebt aber Beschuldigungen gegen die Gubener Fabriken, für die sich ein Beweis nicht erbringen lassen wird. Die Gubener Fabriken leiten keine giftigen und unreinen Abwässer in die Neiße. Die Entwässerung ist hier im Wege der Kanalisation geregelt. Schon vor drei Jahren hat man in der Oberneiße die traurige Erfahrung gemacht, daß die Fische in Massen vernichtet wurden und tot an der Oberfläche schwammen. Die Verunreinigung des Wassers muß also von oben her kommen. In letzter Zeit sind die Wehre an der Oberneiße geöffnet worden, wobei der unreine Schlamm sicher weiter talwärts getrieben wurde. Da nun in letzter Woche das Wasser in der Unterneiße sehr flach war, ist anzunehmen, daß sich der giftige Schlamm dort festgesetzt und die Fische geschädigt hat. Wie wir hören, hat der königliche Landrat Anzeige erstattet, sodaß die Gelegenheit weiter untersucht wird.