9. August 1910

Hochwasser. Die gewaltigen Regen in den letzten Tagen haben die Neiße ziemlich hoch anschwellen lassen. Die Fülle des Wassers bietet jetzt von der Neißebrücke aus zur Schützenhausinsel gesehen, einen großartigen Anblick. Das Stürzen der Wellen, das durch die Hemmung des Wassers verursacht wird, läßt die elementare Gewalt des Wassers so recht erkennen. Der Wasserstand ist gegenwärtig ein höherer, als er schon einmal im Juni d.J. war. In der Unterneiße ist das Wasser beträchtlich aus den Ufern getreten und hat die Wiesen überschwemmt. Am Koenig-Park und in den Schießständen erscheint die sonst schmale Neiße als ein mächtiger Strom, der mit gewisser Gewalt die Fluten fortwälzt. Der Hafen-Ladeplatz, auf dem sich der Gleisanschluß befindet und der bekanntlich etwas tiefer als der eigentliche Hafen-Lagerplatz liegt, steht völlig unter Wasser. Es scheint aber, daß der Wasserstand seinen Höhepunkt erreicht hat, denn aus dem oberen Neißegebiet kommen bereits wieder Nachrichten, daß das Wasser langsam fällt.